Als vor einigen Wochen auf Twitter zu lesen war, dass Anke Domscheit-Berg zu einem Refugee Hackathon aufgerufen hatte, war klar, dass die Veranstaltung ein Erfolg wird – anfangs natürlich nur in Berlin. Umso erfreulicher war die Initiative von Offene Kommunen.NRW dieses Jahr neben dem erfolgreichen BarCamp, das mittlerweile die Vernetzungsbörse im Bereich Open Government in NRW geworden ist, auch einen Satelliten des genannten Hackathons in Wuppertal stattfinden zu lassen.
Unbeeindruckt vom Gezänk der Politik über den Umgang mit der aktuellen Situation haben sich vom 23. -25. Oktober 2015 weit über 200 Programmierer, Designer und Multiplikatoren in Berlin zusammengefunden, um nach dem inoffiziellen Motto „Programmieren um zu helfen“, ihr Bestes zu geben. Eine Liste der dort bearbeiteten Projekte findet ihr hier.
In der aktuellen Situation gibt es viele hilfsbereite Menschen und auch viele Projekte, die bereits angestoßen wurden. Jedoch fehlt es noch an der Vernetzung und jedes einzelne Projekt benötigt auch noch an der einen oder anderen Stelle Unterstützung. Denn eines darf man nicht unterschätzen, die beste Hilfe ist die lokale Hilfe. Die Unterbringung der Asylsuchenden findet überwiegend in den Kommunen statt. Daher ist der Refugee hackathon im Rahmen von Offene Kommunen.NRW der richtige Weg.
Ein bisher nur unzureichend beachteter Aspekt bei den technischen Hilfsangeboten ist derzeit noch der Content. Wir müssen uns zusammen darüber Gedanken machen wie wir mit einem gezielten Crowdsourcing schnell, zielführend und maschinenlesbar diesen Content aus vielen Kommunen in Deutschland an einer Stelle gebündelt abrufbar machen können, so dass möglichst viele Hilfsprojekte davon profitieren. Vor allem müssen wir auch die Menschen/Helfer/Initiativen in die Lage versetzen, Informationen in das System zu einzuspeisen ohne dabei besondere technische Fähigkeiten besitzen zu müssen. Sollten wir dies erfüllen, dann können die Lösungen auch landes- oder bundesweit skalieren.
Das ist die neue Form der Daseinsvorsorge – die digitale Daseinsvorsorge. Sie entsteht aus der Gesellschaft heraus. Das bedeutet nicht, dass man den Staat und die Verwaltung aus der Pflicht nehmen soll, aber jedes Projekt aus der Zivilgesellschaft heraus sollte konstruktiv unterstützt werden. Umso erfreulicher wenn es solche Geschichten wie die des Projekts „Germany Says Welcome“ gibt. Gestartet auf einer Veranstaltung der Open Knowledge Foundation bei „Jugend hackt – West“ in Köln, fand sich nicht nur eine Gruppe junger Programmierer (alle unter 18 Jahren alt), die ausschließlich zum Thema Hilfe für Asylsuchende arbeiten wollte, sondern auch hochmotivierte Mitarbeiter der Stadt Köln, die direkt nach dem Wochenende eine informelle Arbeitsgruppe mit Vertretern aus vielen Teilen der Gesellschaft gründet hat. Wer Sie kennenlernen möchte, hat dazu beim Refugeehackathon in Wuppertal Gelegenheit. Das ist Open Government at its best.
Dies ist aber nur ein Beispiel wie sich solche Projekte entwickeln sollten, um Selbsthilfe und Selbstorganisation zu unterstützen und neue Gestaltungsmöglichkeiten in den Kommunen zu eröffnen. Es gibt darüber hinaus auch noch viele weitere Ideen und Projekte, die es zu verfolgen und zu unterstützen gilt. Kommt zahlreich, kommt motiviert. Seid dabei, wenn die Welt sich ein kleines Stück verändert.
Der Autor Matthias Bock ist Referent der Piratenfraktion im Landtag NRW.
Bei Twitter ist er unter @MatthiasBock1 zu finden