Regierungsbehörden auf der ganzen Welt nutzen eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Öffentlichkeit zu informieren und mit ihr zu kommunizieren, darunter auch beliebte soziale Netzwerke — so auch das Land NRW. In dem Maße, wie diese Plattformen in den letzten Jahren zunehmend verfallen, wird auch der Zugang zu Informationen eingeschränkt.
Bei großen Plattformen wie Facebook und Twitter/X muss man angemeldet sein, um Inhalte störungsfrei zu sehen — überall ist Werbung ein großer Teil der Erfahrung. Dadurch sind Beiträge von offiziellen Stellen für einen großen Teil der Bevölkerung, die sie vertreten und der sie dienen, unzugänglich, verfälscht oder werden in zweifelhaftem Kontext dargestellt. Social-Media-Unternehmen können dank ihrer algorithmischen Feeds auch wichtige öffentliche Bekanntmachungen unterdrücken oder verzögern.
Wir brauchen dringend eine Lösung, die unseren Regierungsvertreter*innen die Möglichkeit gibt, jeden zu erreichen, und mehr Kontrolle über die Art und Weise auszuüben, wie sie mit den Bürger*innen in Kontakt treten. Das Fediverse ist eine solche Lösung.
Was ist das Fediverse?
Fediverse wird oft mit E-Mail verglichen: Sie können Gmail verwenden, um eine Nachricht an jeden zu senden, der Outlook, Yahoo! Mail oder einen anderen E-Mail-Client verwendet, und dieser kann Ihnen dann antworten. Sie können sogar Ihren eigenen Mailserver hosten.
Der Grund dafür ist, dass E-Mail auf technischen Standards aufbaut, die jeder E-Mail-Client implementiert. Das ist das Gegenteil von dem, was in den sozialen Medien üblich ist: Es gibt keine einfache Möglichkeit, eine Verbindung zwischen verschiedenen Plattformen herzustellen. Wenn Sie auf Facebook sind, können Sie nur mit anderen Facebook-Nutzern sprechen.
Die dezentralen sozialen Medien wollen dies ändern, indem sie es den Menschen ermöglichen, ihre eigenen Gemeinschaften aufzubauen und trotzdem ihre Freunde zu erreichen, die nicht Teil dieser Gemeinschaften sind. Und das Fediverse ist der erfolgreichste Versuch, ein wirklich soziales Web zu schaffen, in dem wir alle miteinander verbunden sind.
Sie haben vielleicht schon von Mastodon gehört, einer der Plattformen, die das riesige und vielfältige Fediverse-Netzwerk bilden. Es gibt noch viele weitere, die sich jeweils auf verschiedene Aspekte der sozialen Medien konzentrieren. Wie Peertube für Videos oder Pixelfed für das Teilen von Fotos. Und wenn Sie ein Konto auf einer dieser Plattformen haben, können Sie sich mit jedem auf den anderen Plattformen verbinden, ähnlich wie bei E-Mail.
Wenn das Fediverse wächst und immer mehr Unternehmen mitmachen, eröffnet dies die Möglichkeit, mit der Öffentlichkeit auf eine Art und Weise in Kontakt zu treten, die mit traditionellen sozialen Medien nicht möglich ist.
Wie tritt man dem Fediverse bei?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, dem Fediverse beizutreten: ein Konto in einer bestehenden Community, oder die Erstellung einer eigenen Community, die Sie selbst verwalten können, oder die Nutzung eines Service Providers. Das Betreiben eines eigenen Fediverse Servers hat zusätzliche Vorteile, wie z.B. die volle Datensouveränität.
Nicht nur die europäische Kommission, sondern auch der Bund und einige Länder — zum Beispiel Hessen oder auch Baden-Württemberg — betreiben inzwischen eigene Instanzen im Fediverse.
Aus unserer Sicht muss auch das Land Nordrhein-Westfalen — als Vorreiter der Open Government Bewegung in Deutschland — nicht hintenan stehen, sondern diese offenen Kanäle betreiben und nutzen.
Das OKNRW Institut setzt sich seit Jahren für ein weltoffenes Land NRW ein. Wir stehen für Transparenz, Bürgerbeteiligung und eine Kommunikation auf Augenhöhe.