#1 Lust am Verstehen wecken
Clarisse (OKNRW): Lukas, Du bist technischer Redakteur. Warum hast Du Dich für diesen Beruf entschieden?
Lukas S.: Mich faszinieren zwei Dinge: menschlicher Ausdruck und Technik.
Lukas Stenvers ist Technischer Redakteur. Sein Studien-Schwerpunkt: empirische Untersuchungen rund um Usability (Bedienfreundlichkeit). Lukas lebt in Hamburg und arbeitet in einem internationalen Unternehmen.
Clarisse: Wie wird man sowas überhaupt?
Lukas: Der klassische Weg ist aufbauend auf ein technisches Studium. Ich habe an der Hochschule Flensburg Internationale Fachkommunikation studiert. Die Ausbildung zum technischen Redakteur ist an zahlreichen Hochschulen möglich.
Clarisse: Woran erkenne ich eine gute technische Dokumentation?
Lukas: Sie muss Lust wecken, zu verstehen! Der erste Eindruck zählt. Das geht schon los beim Textbild:
- Sind die Abschnitte gut strukturiert?
- Sind alle Schritte nummeriert?
- Ist Text so kurz wie möglich und so lang wie nötig?
Aussagekräftige Zwischenüberschriften runden den Gesamteindruck ab.
#2 Erwartungen klären
Das bewährte Grundmuster in 6 Steps:
- kurze Einleitung zu Erwartungen und Setting,
- das Handlungsziel,
- die benötigten Utensilien,
- eventuelle Warnhinweise,
- die sequenzielle Handlungsfolge in Schritten,
- das Handlungsergebnis.
Hervorhebungen, Symbole, Bilder sollten jede Idee auf den Punkt bringen. Jede Idee. Vor allem nichts verschachteln: eine Idee, ein Step. Nächste Idee, nächster Step! Fachbegriffe erläutern und die Terminologie konsistent befolgen. Empfehlen kann ich die Formel Ziel vor Aktion: Warum tue ich gerade das, was ich tue? Was erreiche ich damit?
Clarisse: Wie entsteht eine technische Dokumentation und wann ist sie fertig?
Lukas: Im Regelfall entsteht eine technische Dokumentation parallel zum Produktionsprozess. Der Redakteur bzw. die Redakteurin steht im ständigen Austausch mit den verantwortlichen Technikerinnen und Ingenieuren, um sich die relevanten Informationen einzuholen. Die technische Dokumentation ist dann fertig, wenn das Qualitätsmanagement und das Lektorat die Dokumentation geprüft haben.
#3 Kreativität zulassen
Clarisse: Für welche Maschine würdest Du gerne einmal eine technische Dokumentation schreiben, und warum?
Lukas: Ich finde solche Produkte besonders interessant, die breite Massen ansprechen: Multimedia-/ Unterhaltungselektronik, Kameras, Verstärker, Smartphones, Tablets, PCs usw. Sie sind anwendungsorientiert. Am pnendsten wird es, wenn die Anwendung ein Eigenleben entwickelt und die Produkte zum Instrument kreativer Gestaltung werden. Mein Traum ist, mal eine Anleitung für ein Mischpult zu schreiben!
Clarisse: Wir von OffeneKommunen.NRW setzen uns ehrenamtlich ein für Offenes Regierungshandeln, also letztlich für gelebte Demokratie. Dazu gehört auch die Nachvollziehbarkeit der eingesetzten Technik. Kannst Du als Dokumentations-Profi uns einen Rat geben, wie wir dazu beitragen können, öffentliche IT verständlicher zu machen?
Lukas: Das Wichtigste ist, die Sprache und das Fachwissen des Zielpublikums zu analysieren und daran angelehnt die Dokumentation zu verfassen. Öffentlichkeit steht für mich vor allem für Heterogenität. Da muss man einen Mittelpunkt finden, aus dem heraus man alle erfolgreich zum Ziel führt.
Clarisse: Herzlichen Dank Lukas für das Interview.
Lukas: Sehr gerne.
Das Interview führte Clarisse Schröder. Ihre Herangehensweise zur Verbreitung von anwendbarem Wissen über die Digitalisierung der deutschen Verwaltung hat Clarisse in einem Blogartikel reflektiert.