Wahldatenstandard, jetzt!
Einer der Grundpfeiler unserer Demokratie und modernen Gesellschaft ist die freie und gleiche Wahl der Volksvertreter und -vertreterinnen. Wahlen ermöglichen es dem Bürger aktiv in den politischen Prozess des Landes, oder der Kommune, einzugreifen, und helfen diese mitzugestalten. Daher ist das große Interesse der Bevölkerung, aber auch der Medienvertreter, an den Daten, die im Zusammenhang mit einer Wahl verarbeitet werden, nicht verwunderlich. Hierbei sind vor und nach der Wahl Unmengen an Daten vorhanden, unter Anderem Strukturdaten, zugelassene Parteien und Bewerberinnen, Wahlkreiseinteilung, Stimmverteilung, Sitzverteilung, gewählte Kandidaten und die repräsentative Wahlstatistik.
Informationsbeschaffung vor der Wahl…
Marius ist 19 Jahre alt und diese wird seine erste Wahl sein. Daher ist er besonders interessiert an dem Prozess und möchte sich akribisch auf die Wahl vorbereiten – schließlich obliegt jedem einzelnen Bürger auch eine Verantwortung. Um sich über die Kandidaten zu informieren recherchiert Marius umständlich auf mehreren Websites und Medienformaten – teilweise Seiten, die kaum für Barrierefreiheit oder Nutzerfreundlichkeit ausgezeichnet würden. Die Fülle an Informationen ist so groß das sich Marius bald auf die drei größten Parteien konzentriert. Gäbe es doch nur eine Plattform, die die Informationen zu allen Kandidaten in meinem Wahlkreis zusammenstellt, denkt er sich.
Aufbereitung und Vergleich nach der Wahl…
Nach der Wahl startet Aylin in ihrer Redaktion ihren Computer und möchte einen Kommentar zur Wahl verfassen. Hierbei möchte sie drei große, neben einander liegende Städte in ihrem Wahlverhalten vergleichen, und dabei auch die Entwicklung verglichen zur letzten Wahl und die repräsentative Verteilung der Stimmen berücksichtigen. Alle drei Städte werden von den selben sozialen und sozioökonomischen Faktoren beeinflusst und haben sich doch jeweils für einen anderen Ansatz zur Problemlösung entschieden. Aylin interessiert sich besonders dafür, welche Partei in welcher Stadt gewählt wurde – auch um den Erfolg der letzten Legislaturperiode im Umgang mit diesen Problemen beurteilen zu können, und zu interpretieren, aus welchem Grund sich das Wahlverhalten so darlegte.
Zwar haben all diese Städte die erforderlichen Daten bereitgestellt – dies aber dezentral, unstrukturiert und auch der Dateiaufbau gleicht sich nicht. So ist Aylin zuerst einmal gezwungen, wertvolle Zeit damit zu verbringen, die Daten zu sichten, zu ordnen und sie manuell zu verbinden. Hierdurch erscheint der Artikel später als geplant und beinhaltet nicht jede Information, die Aylin verarbeiten wollte, da sie nicht für jeden Punkt Vergleichswerte fand.
Nutzer der Daten
Das Interesse an solchen Daten scheint von vielen Personen zu kommen – ist es der Bürger, der sein Wahllokal sucht oder sich über die zur Wahl stehenden Kandidaten informieren möchte, oder die Journalistin, die die Wahlentwicklung beleuchtet – alle Personen suchen am Ende das gleiche: eine Stelle, an denen die gewünschten Daten aufbereitet zur Verfügung stehen. Sowohl für Profis als auch für Laien.
Qualitäts- und Effizienzsteigerung durch Standard
Die Bedingungen um die Daten zu sammeln sind erschwert und der Prozess ist zeitaufwendig, da verschiedenste Quellen der Daten existieren, und man diese oftmals kompliziert zusammentragen muss. Der Datenaufbau ist dann auch noch unterschiedlich und meist unstrukturiert, was zur Folge hat, dass man die Daten manuell anpassen muss. Dadurch werden Zeit und andere Ressourcen nicht für das eigentliche Ziel verwendet, sondern für die Informationsbeschaffung, wodurch Experten, aber auch Bürgerinnen und Bürger am Ende ineffizienter agieren. Entfiele die aufwendige Informationsbeschaffung würde man nicht nur viel Zeit sparen, man könnte die gesamte Qualität seiner Arbeit auch auf den eigentlichen Zweck richten.
Erstes Treffen unter Leitung der kdvz Rhein-Erft-Rur im Juli 2018
Die kdvz Rhein-Erft-Rur (kdvz) kämpft bereits erfolgreich an der Open Data Front. Sie hat ein Open Data Portal eingeführt, an dem sich mehrere Mitgliedskommunen beteiligen, und über welches diese Kommunen viele Daten zur Verfügung stellen. Hierbei geht es von Gewerbeanmeldungen zu einem bestimmten Stichtag über statistische Erhebungen zur Anzahl der Einwohner und weiteren interessanten Daten, diese sind in verschiedenen Dateiformaten (CSV, JSON, XML, PDF uvm.) abrufbar.
Darüber hinaus entstand 2017 der Offene Sitzungsdienststandard OParl, eine Schnittstelle über die Öffentliche Gremiendaten abgerufen werden können. Die Schnittstelle OParl wurde im Verbandsgebiet der kdvz Rhein-Erft-Rur erfolgreich bei zu Beginn 21 Kommunen umgesetzt und seitdem rege genutzt. Mittlerweile sind allein bei den Mitgliedern der kdvz 26 Kommunen mit der Schnittstelle ausgestattet. Sie wird bei einigen Kunden für die Verbindung des CMS und des Ratsinformationssystems verwendet, darüber hinaus gab es Anfragen von Datenjournalisten bzw. engagierten Personen, die sich über die Einbindung der Schnittstelle einzelner Kunden informierten.
In Zusammenhang mit diesem OParl-Projekt entstand auch das Portal politik-bei-uns.de, über welches georeferenziert Daten abgerufen werden können. Dies ermöglicht es Bürgerinnen und Bürgern sich anhand von Kartenmaterial über Ratsbeschlüsse ihrer, oder anderer Kommunen zu informieren, und trägt maßgeblich zur Verbesserung der Transparenz bei.
Aufbauend auf diesem Erfahrungsschatz ergriff die kdvz im Sommer 2018 die Initiative und initiierte ein erstes Treffen zur Entwicklung eines Offenen Wahldatenstandards. Hierbei waren Experten aus der Community, verschiedene Kommunen und der Wahlsoftwarehersteller vote iT eingeladen.
Aus diesem ersten Treffen resultierte eine Arbeitsgruppe mit sowohl aktiven, als auch passiven Teilnehmern.
Ziel ist es einen Standard zu entwickeln, wobei einfach strukturierte Daten nicht durch komplexe Strukturen ersetzt, sondern ergänzt werden sollen. Es soll ein Standard geschaffen werden, der für jeden zugänglich ist, seien es affine Menschen oder Pressevertreter.
Ein Problem, vor welchem die Arbeitsgruppe steht, ist die unterschiedliche Ergebnisauszählung und Darstellung je nach Wahlart, Kommune und / oder Bundesland. Hierbei wird der Grundsatz „Ein Standard entwickelt sich stets weiter“ ständig vor Augen gehalten.
Vereinbart wurde ein Austausch der Arbeitsgruppe über die Plattform SLACK und innerhalb der kdvz erarbeitete man Vorschläge für einen Standard anhand der Straßenverzeichnisse und Wahllokale. Es erfolgte die Veröffentlichung dieses Arbeitspapiers im SLACK für die Community.
Nach Prüfung setzte die vote iT diese Anregungen vor der Europawahl um und ist als Wahlsoftwarehersteller sehr interessiert an der Weiterentwicklung des Standards.
Wie geht es weiter?
In einem nächsten Schritt soll die Weiterentwicklung des Standards für Ergebnisdaten erfolgen, der Kandidatendaten und Parteidaten enthält.
Zusätzlich ist für den 14. August 2019 ein Arbeitsgruppen Treffen in der Stadtverwaltung Düsseldorf geplant.
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Gerne können Interessierte Personen an diesem Termin teilnehmen.
Bei Interesse kann man sich bis einschließlich 12. August 2019 in die Veranstaltung eintragen: -> zur Veranstaltungsumfrage
Weiterhin sind wir offen für weitere Projektbeteiligte – ob aktiv oder passiv. Ein Standard gelingt am besten gemeinsam und lebt von einem regen Input und Austausch!
Mehr Informationen stehen hier offen zur Verfügung: Konzeptpapier Offener Wahldatenstandard
Fragen? Wir stehen gerne zur Verfügung:
- Karl-Matthias Pick
kmpick@kdvz-frechen.de
02234-1822-224 - Tim Leroy
tleroy@kdvz-frechen.de
02234-1822-564
Verfasst:
- Alessa Flohe
aflohe@kdvz-frechen.de
02234-1822-579
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